http://www.gulli.com/news/second-life-musik-in-2006-11-23/
Musik in virtuellen Welten mit ungeklärter Lizenzlage
Den Ärger der Verwertergesellschaften zieht die Online-Welt Second Life auf sich. User haben vielfältige Möglichkeiten, in der virtuellen Welt Musik abzuspielen: die Cyber-Bar und die virtuelle Disco wird jedoch allzu oft mit nicht lizenzierter, urheberrechtlich geschützter Musik beschallt. Eigentlich wären für die virtuellen, öffentlichen Aufführungen Lizenzabgaben fällig.
Dies ist jedenfalls die Ansicht der Österreichischen Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger AKM. Second Life-Betreiber Linden Labs entziehe sich jedoch der Verantwortung für die Lizenzverstöße: diese werden von den Usern begangen, nicht vom Spieleanbieter. Die Beachtung von Copyrights und möglicher Lizenzforderungen lägen in der alleinigen Verantwortung des Users, der Musik in die virtuelle Welt streamt.
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Praktisch umsetzbar sei jedoch kaum ein Szenario, an dessen Ende tatsächlich Geld in die Kassen der Gesellschaften fließe. Mit jedem einzelnen virtuellen DJ die Lizenzgebühren auszuhandeln, wäre ein rechtlicher und bürokratischer Overkill. Linden Labs hält sich vornehm zurück und dürfte sich noch auf die geltenden "Safe Harbour"-Regelungen des US-Rechts für Provider verlassen können. Bands und Musiker beginnen darüberhinaus in steigendem Maß, in der künstlichen Welt ihre eigenen Werke zu spielen und auf den zahlreichen virtuellen Livekonzerten in Second Life aufzutreten.
Trotz - oder gerade wegen - der erwartbaren Kritik von Verwerterseite ist die Vorgehensweise von Linden Labs mehr als bemerkenswert. Dass den Usern die Möglichkeiten in die Hand gegeben wurden, die Second Life bietet, haben zu einem reichhaltigen virtuellen Kulturleben geführt, in dem namhafte Künstler wie Suzanne Vega oder Duran Duran schon live spielten. Dass das Eingehen des damit verbundenen Risikos nicht selbstverstänflich ist, zeigt Ed Feltens Bericht von einer nicht namentlich genannten MMORPGs: dort kam die Überlegung auf, den Nutzern virtuelle Instrumente zur Verfügung zu stellen, auf denen sie nach getanem Tagewerk musizieren könnten.
Der Plan wurde wegen der Gefahr von Copyrightverletzungen fallengelassen. Das Unternehmen fürchtete, dass die virtuellen Musikanten auch copyrightgeschütztes Material nachspielen könnten und daraufhin Klagen und Prozesse gegen die Betreiber der Online-Spielwelt folgen könnten.